Trends

Quiet Quitting

Quiet Quitting entwickelte sich insbesondere auf Social Media zum Trend. Was hat es mit dieser Einstellung zur Arbeitswelt auf sich?

Was ist "Quiet Quitting"?

“So viel wie nötig, so wenig wie möglich.” – so in etwa lässt sich Quiet Quitting zusammenfassen. Quiet Quitting meint, dass der Job mit all seinen Aufgaben nach wie vor sorgsam ausgeführt wird, Arbeitnehmende aber darüber hinaus nicht über ihr persönliches Limit gehen und etwa Überstunden anhäufen, freiwillig extra To Dos übernehmen, die mit der in der Stellenbeschreibung gelisteten Aufgabenstellung nichts gemein haben und so weiter. Viele Quiet Quitter mögen ihren Job, sind jedoch nicht bereit mehr Zusatzleistungen zu erbringen. Das hat in der Regel nichts mit Faulheit zu tun, sondern mit Selbstschutz. Den Arbeitnehmenden ist ihre mentale Gesundheit, ein niedriger Stresspegel und eine gute Balance zwischen Arbeit und Privatleben mindestens genauso wichtig wie der Erfolg im Beruf. 

Der Beriff des Quiet Quittings wurde 2022 von TikToker Zaid Zepplin geprägt. Er möchte seinen Zuschauer:innen vermitteln, dass sich der eigene Wert nicht über Produktivität definiert. Quiet Quitting beschreibt er so, dass man zwar seinen Job nicht kündigt, aber auch nicht mehr Arbeitet leistet als der Vertrag mit dem Arbeitgebenden vorsieht. Das Video von Zaid Zepplin verzeichnete mehrere Millionen Klicks und löste einen Trend aus. Arbeit ist nicht das Leben heißt auf Social Media die Devise und Nutzer:innen stellen sich die Frage: “Ist die Extrameile für die Arbeitgebenden es wirklich wert?”. 

Das Ziel von Quiet Quitting liegt darin, ein gutes Arbeitsleben ohne zu viel Stress zu führen und das Privatleben und die eigene Gesundheit dafür nicht zu kurz kommen zu lassen.

Quiett Quitting oder innere Kündigung?

Häufig wird das Phänomen des Quiet Quitting mit innerer Kündigung ins Deutsche übersetzt. Doch hier gilt Vorsicht: eine innere Kündigung beschreibt die Situation, in der eine Person bereits innerlich mit dem aktuellen Unternehmen abgeschlossen hat, jedoch aufgrund äußerer Umstände, wie etwa dem Mangel an alternativen Arbeitgebenden, noch nicht gekündigt hat. Die Arbeitsleistung wird hier auf ein Minimum heruntergefahren, man fühlt sich den Arbeitgebenden gegenüber nicht mehr verpflichtet. Quiet Quitter führen ihre Arbeit dagegen jedoch weiterhin sorgfältig aus und haben häufig auch nicht die Absicht zu kündigen. Sie machen ihren Job gerne, möchten sich nur darüber hinaus nicht engagieren. Insgesamt ist Quiet Quitting also nicht als Nein im Hinblick auf den Job, sondern als Absage für Mehrarbeit zu verstehen.

Wo liegen die Ursachen von Quiet Quitting?

Die Ursachen von Quiet Quitting liegen häufig darin, dass Mitarbeitende ihre Freizeit ebenso schätzen wie ihren Job und diese nicht durch Mehrarbeit gefährden möchten. Weiterhin können bereits von Burnout betroffene Arbeitnehmende mehr Selbstschutz in den Fokus setzen. Sich verändernde Lebenssituationen führen mitunter ebenfalls zu Quiet Quitting. Eine Person, deren Kind zu Hause auf sie wartet, möchte ihr Engagement fortan vielleicht mehr in den privaten Bereich verlagern. Auch im Kontext einer Krankheit werden Werte neu definiert, Arbeit hat nun keinen so hohen Stellenwert mehr. Eine weitere mögliche Ursache kann aber auch mit den Arbeitgebenden zu finden sein. Diese können beispielsweise immer mehr von ihrer Belegschaft fordern, ohne dabei etwas zurückzugeben. Werden unbezahlte Überstunden zur Selbstverständlichkeit retten sich einige Mitarbeitende in das Quiet Quitting. Auch eine aufgezwungene Unternehmenskultur kann Ursache von Quiet Quitting sein. Werden After Work Parties zur indirekten Pflichtveranstaltung, um noch mehr Zeit am Arbeitsplatz zu verbringen, kann dies zu Protesten führen. Grundsätzlich führt Druck immer zu Gegendruck, beziehungsweise zur Abgrenzung durch die Belegschaft.

Wie steht es um die Verbindung zum Unternehmen?

Quiet Quitter zeigen im Hinblick auf ihr Berufsleben kein zusätzliches Engagement. Nun ist in der Regel davon auszugehen, dass das Commitment bei einer starken emotionalen Bindung an das Unternehemen höher ist. Mitarbeitende sehen sich als Bestandteil des Unternehmens, zu dessem Erfolg sie maßgeblich beitragen möchten – der Unternehmenserfolg ist häufig auch ihr Erfolg. Fühlen sich die sogenannten Quiet Quitter im Umkehrschluss nun nicht wohl an ihrem Arbeitsplatz oder sind dem Unternehmen gegenüber nicht gebunden? Das kann man nicht pauschalisieren. Nur, weil Arbeitnehmende nicht regelmäßig länger im Büro bleiben oder freiweillig zusätzliche Aufgaben übernehmen, heißt dies nicht, dass sie sich nicht mit ihrem Job identifizieren oder gerne für ihr Unternehmen arbeiten. Klar ist jedoch, dass dieser Teil der Belegschaft eindeutige Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben setzt und sich seinen Prioritäten und Werten bewusst ist. 

Wie sieht der Status Quo aus?

In Deutschland gehören (unbezahlte) Überstunden zum Arbeitsalltag. Das Statistische Bundesamt erhob, dass 2021 4,5 Millionen Menschen Mehrarbeit leisteten. Doch für viele ist damit nun Schluss. Stress und Überbelastung durch den Job möchten zahlreiche Arbeitnehmende nicht mehr hinnehmen. Quiet Quitting bahnt sich an. Insbesondere in den letzten Jahren ist das Bewusstsein für mehr Achtsamkeit und Wertschätzung im Berufsleben gewachsen. Vor allem die jüngeren Generationen, Millenials und Gen Z, streben einen Ausgleich zwischen Arbeits- und Privatleben an. Freizeit und Gesundheit stehen für die jungen Arbeitnehmenden häufig vor Karriere und Extrameilen für den Beruf im Fokus. 

Was bedeutet Quiet Quitting für Arbeitgebende?

Nicht zuletzt im Hinblick auf den Fachkräftemangel kann Quiet Quitting für Unternehmen problematisch werden. Da an vielen Stellen Personal fehlt, müssen weniger Mitarbeitende häufig ein hohes Pensum an Arbeit verrichten. Dies ist oft nicht in den vertraglich festgeschriebenen acht Stunden möglich. Arbeitgebende müssen sich daher mehr denn je überlegen, wie sie ihre Belegschaft weiterhin für die Arbeit begeistern und ein erhöhtes Engagement einfordern können. 

Wie reagieren Unternehmen auf Quiet Quitting?

Das klassische Mittel, um das Quiet Quitting bei Arbeitnehmenden etwas zu verringern ist die Motivation. 

Zufriedenheit

Ermitteln Sie zunächst die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeitenden und finden Sie heraus, ob es unter Ihrer Belegschaft Quiet Quitter gibt. Mit Mitarbeitendenumfragen verschaffen Sie sich einen guten Überblick über den aktuellen Ist-Zustand. 

Benefits

Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und bieten Ihren Mitarbeitenden ebenfalls Zusatzleistungen an, die über den Arbeitsvertrag hinaus gehen. Somit zeigen Sie Ihrer Belegschaft gegenüber Wertschätzung und stärken das gegenseitige Vertrauen. 

Unterstützung

Möchten Teile Ihres Teams wirklich lediglich Ihre To Dos abarbeiten und dann schnell wieder verschwinden? Dann suchen Sie das Gespräch mit diesen Mitarbeitenden. Worin liegen die Ursachen ihres Verhaltens? Ist vielleicht gerade eine Veränderung im Privatleben eingetreten, die das Engagement im Unternehmen beschränkt, aber nicht weiter tragisch ist oder ist die Person wirklich unzufrieden mit der aktuellen Situation am Arbeitsplatz? In diesem Fall sollten Sie ihr unbedingt Lösungsmöglichkeiten anbieten. Wie stellt sich die oder der Mitarbeitende die berufliche Zukunft vor? Möchten Sie dem Teammitglied vielleicht Weiterbildungsmöglichkeiten oder ein Coaching anbieten?

Gesundheitsförderung

Insbesondere den jüngeren Generationen am Arbeitsplatz ist die mentale und körperliche Gesundheit sehr wichtig. Gehen Sie als Unternehmer:in prophylaktisch vor und sorgen Sie für eine gute Arbeitsumgebung, die das psychische und physische Wohlbefinden der Belegschaft achtet. Mit einem guten Gesundheitsmanagement und Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit müssen Mitarbeitende nicht zur Notbremse greifen. 

Freiraum

Bieten Sie Ihren Mitarbeitenden mehr Möglichkeiten zum eigenverantwortlichen Arbeiten. Das Gefühl nicht blind nach Vorschrift zu arbeiten, steigert die Motivation der Belegschaft. Eigenverantwortliche Projekte erhöhen das Interesse für eine bestmögliche Erfüllung und führen womöglich zu mehr Engagement. 

Kultur und Kommunikation

Eine offene Unternehmenskultur, die transparente Feedbackgespräche ermöglicht und von gegenseitigem Respekt geprägt ist, muss in jedem Unternehmen als selbstverständlich gelten. Mitarbeitende sollten sich mit dem Unternehmen wirklich identifizieren können und als Teil einer Gemeinschaft fühlen. 

Akzeptanz

Trotz der oben genannten Maßnahmen, die Motivation der Belegschaft zu erhöhen, darf eines nicht vergessen werden. Quiet Quitting ist per se nichts Schlechtes. Die Mitarbeitenden führen ihre Arbeit weiterhin gewissenhaft aus, zeigen dabei aber einen hohen Selbstwert und kennen ihre Grenzen. Dies gilt es auch seitens der Arbeitgebenden zu akzeptieren. Wochenende ist Wochenende und Urlaub ist Urlaub – Mails und Telefonate können mitunter auch bis Montag warten. Langfristig müssen Unternehmen insbesondere im Hinblick auf die jungen Nachwuchstalente umdenken. Diese distanzieren sich zunehmend von einem Job der das Leben bestimmt. 

Quiet Thriving als Weiterentwicklung des Quiet Quitting

Als Gegenentwurf oder weiterführende Strategie zum Quiet Quitting wird nun vermehrt das Quiet Thriving genannt. Hier geht es darum den Arbeitsalltag zu verbessern, den Arbeitsplatz umzugestalten und sich für seine eigenen Anliegen stark zu machen. BOS unterstützt Sie gerne bei der Umgestaltung Ihrer Arbeitswelt – mit Expertise und Kreativität. Statt dass Mitarbeitende passiv ihrem Alltagstrott nachgehen, gilt es nun aktiv das Berufsleben zu gestalten. 

Verpassen Sie keinen Artikel mehr

Newsletter abonnieren

  • BOS Büro- und
    Objekteinrichtungen GmbH