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Die horizontale Karriere - Alternative zur klassischen Karriereleiter

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? Eine klassische Frage im Beruf, aber was wenn man nicht die Führungsposition anstrebt? Erfolg im Job ohne die Karriereleiter zu erklimmen? Geht das?

Was ist eine horizontale Karriere?

Wenn wir an Karriere denken, kommt sicher vielen zunächst die typische Karriereleiter oder nacheinander zu erklimmende Stufen in den Sinn. Ambition und der ehrgeizige Wunsch die nächsten Meilensteine zu erreichen. Karrieren, die hierarchisch aufeinanderfolgende Positionen mit zunehmender Verantwortung beinhalten werden als vertikale Karrieren bezeichnet. Die sogenannte horizontale Karriere dagegen zeichnet sich durch eine fachspezifische Entwicklung aus. Statt dem Streben nach dem nächsten Titel, geht es den Mitarbeitenden, die eine sogenannte fachliche Karriere verwirklichen, mehr um die eigene Weiterbildung und Entwicklung weiterer fachlicher Kompetenzen bis hin zu echtem Expert:innenstatus. Fachwissen steht für sie vor Führungspositionen. 

Auch bei der horizontalen Karriere können die Relevanz der eigenen Person und das Gehalt als Anreize zu mehr Engagement seitens der Arbeitnehmenden dienen. Mitarbeitende, welche eine fachliche Karriere anstreben, sind ebenso wie die Kolleg:innen, die einer vertikalen Karriere nachgehen, unerlässlich für das Unternehmen. Als interne Expert:innen bieten sie ihren Arbeitgebenden enormen Mehrwert. 

Ist die horizontale Karriere nicht ein Widerspruch in sich?

Die Karriereleiter nach oben klettern, das möchten viele. Doch es gibt auch Personen, welche nicht das Bedürfnis haben Verantwortung für ein Team zu übernehmen oder sich in einer Führungsposition zu behaupten. Das bedeutet allerdings nicht, dass diese Mitarbeitenden sich nicht auch berufliche Ziele setzen oder Lust haben, Meilensteine in ihrer beruflichen Laufbahn abzuarbeiten. Diese Menschen sind vielleicht fachlich sehr versiert und möchten sich in ihrem Bereich gerne weiterbilden. Ihr Ziel kann es beispielsweise sein, mit ihrem Expert:innenwissen das Unternehmen zu bereichern, Innovationen anzuregen und auf diese Weise Erfolge zu feiern. Verstehen wir Karriere nicht mehr nur als Weg nach oben, so stellt auch die horizontale Karriere keinen Widerspruch mehr in sich dar. 

Ist die horizontale Karriere bei Arbeitnehmenden beliebt?

Die horizontale Karriere liegt tatsächlich im Trend. Dies bestätgigte bereits eine Umfrage des Karrierecoachs Dr. Bernd Slaghuis mit 1400 Teilnehmenden aus dem Jahr 2016. 17 Prozent der Befragten strebten gar keine Karriere an, 47 Prozent setzen die fachliche Weiterentwicklung in den Fokus. Der Wunsch nach der persönlichen Weiterbildung ist weit verbreitet. Der Wandel hin zu einem Streben in die berufliche Breite neben dem herkömmlichen Wunsch nach einer vertikalen Karriere kann die Veränderung des Stellenwerts vom Berufsleben als Ursache haben. Für viele stellt der Job lediglich einen Teil und nicht den Mittelpunkt im Leben dar. Eine klassische vertikale Karriere mit viel Verantwortung und Leistungsdruck ist für einige daher weniger attraktiv. Auch die Konzentration auf die eigenen beruflichen Anforderungen ohne die Übernahme von administrativen Aufgaben kann Anreiz sein, sich eher einer horizontalen Karriere hinzuwenden. Hinzukommt, dass sich viele Personen nicht mit einer Führungsposition identifizieren können und es nicht in ihren Möglichkeiten sehen, andere anzuleiten. 

Worauf kommt es bei der horizontalen Karriereplanung an? 

Welche Aspekte simd bei der Planung einer horizontalen Karriere nötig?

Die Arbeitgebenden

Zunächst setzt die Karriereplanung natürlich persönliche Vorlieben und private Entscheidungen voraus, ist aber auch nicht unabhängig von den Arbeitgebenden. Diese müssen die Entscheidung für eine horizontale Karriereplanung unterstützen und den Weg für deren Umsetzung ebnen. So sind zum Ausbau des Fachwissens Weiterbildungen, Schulungen, Seminare und Co. nötig. Die Arbeitgebenden müssen ihren Mitarbeitenden hierfür zeitliche und mitunter auch finanzielle Ressourcen zur Verfügung stellen. 

Das Arbeitsumfeld

Der passende Arbeitsplatz ist essenziell bei der Realisation einer horizontalen Karriere. Um Erfahrungen zu sammeln und zu lernen, sollte den Mitarbeitenden eine Art Mentor zur Seite gestellt werden, der oder die ihr Wissen an die Nachwuchskräfte weitergibt. Die Aufgaben, sollten gleichermaßen interessant und herausfordernd sein. 

Engagement und Motivation

Die Erweíterung des eigenen Wissens bedeutet vor allem eines: Lernen. Hierfür ist Disziplin ungemein wichtig. Die Mitarbeitenden, die sich für eine fachliche Karriere entscheiden, müssen daher nicht nur Lernbereitschaft zeigen, sondern auch ausreichend Motivation mitbringen, um die Mühen und Anforderungen auf dem Weg zu einer/einem fachlichen Expert:in anzugehen. Selbstführung ist ein elementar wichtiger Faktor, wenn es um den Ausbau der eigenen (fachlichen) Karriere geht. 

Fachwissen vertiefen

Das Fachwissen ist insbesondere beim horizontalen Wachstum ein besonderer Faktor. Das Lesen von Fachliteratur, das Besuchen von Workshops oder Weiterbildungen, Diskutieren auf Fachkonferenzen, der regelmäßige Austausch mit anderen Expert:innen…all diese Aspekte tragen zu einer Erweiterung des Wissens und des eigenen Horizontes bei und befeuern die horizontale Karriere. Soziale Fähigkeiten sind bei einer horizontalen Karrierelaufbahn weitaus weniger relevant als die fachlichen Kompetenzen. 

Netzwerk ausbauen

Auch für den Aufbau einer fachlichen Karriere ist ein funktionierendes Netzwerk unerlässlich. Kontakte können dabei auch gerne über den eigenen Fachbereich hinaus gehen, das erweitert den eigenen Horizont. Soziale Netzwerke erleichtern hier die Kontaktaufnahme. Durch einen regelmäßigen Wissensaustausch wird zudem der sogenannte Tunnelblick vermieden. 

Kein entweder oder

Wichtig ist zu verstehen, dass die horizontale Karriere – ebenso wie die vertikale, keine Einbahnstraße ist. Nur weil sich für eine horizontale Karriere entschieden wurde, schließt das den vertikalen Aufstieg nicht automatisch aus. Nachdem das Fachwissen gut aufgebaut wurde, lässt sich immer noch eine Position mit Führungsverantwortung übernehmen. Umgekehrt gilt das gleiche: nach Jahren in der Leitung eines großen Teams, sehnen Sie sich womöglich vermehrt nach operativen Tätigkeiten und dem tiefen Eintauchen in das Fachwissen. 

Horizontale Karrieren aus der Sicht von Arbeitgebenden

Die fachlichen Karrieren werden in unserem Zeitalter des Wissens und den zunehmenden Anforderungen an Expert:innen-Teams immer wichtiger. Weiterbildungsmöglichkeiten machen Unternehmen als Arbeitgebende attraktiv und sprechen damit vor allem auch die jüngeren Nachwuchskräfte an. Bei der Gen Z steht der Ausgleich zwischen Freizeit und Beruf im Mittelpunkt, horizontale Karrieren sprechen die jungen Menschen daher besonders an. 

Nicht nur für das Recruiting lohnt sich das Ermöglichen von horizontalen Karrieren für Arbeitgebende. Das Fördern von Expert:innenwissen und die Weiterbildungsmöglichkeiten tragen auch positiv zur Bindung von Mitarbeitenden bei. Hinzukommt, dass Mitarbeitende mit hoher fachlicher Expertise für Unternehmen unverzichtbar sind. Mehr zum Thema Wissensmanagement erfahren Sie in diesem Blogbeitrag. Neues lernen führt zudem zu mehr Abwechslung im Arbeitsalltag, sodass Mitarbeitende motiviert bei ihren Aufgaben bleiben. Der eigene Job wird interessanter und vielfältiger.

Die horizontale Karriere entwickelt sich für viele zu einer gleichwertigen Alternative zur klassischen vertikalen Karriere. Neben dem eigenen Antrieb spielt auch das Arbeitsumfeld eine zentrale Rolle. Wenngleich Arbeitgebende als Verwirklicher:innen dieser Karriereentwicklung dienen, profitieren sie auch selbst von den fachlichen Karrieren ihrer Belegschaft. 

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