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Selbstoptimierung im Job – wie viel ist gesund?

Höher, schneller, weiter und das noch heute. Unser Wunsch nach der eigenen Optimierung macht auch vor dem Job keinen Halt. Doch wie gesund ist das Streben nach der eigenen Bestform?

Was ist mit Selbstoptimierung gemeint?

Das Wort Optimierung geht zurück auf das lateinische “optimus”, welches übersetzt so viel bedeutet wie “der Beste, Tüchtigste”. Im Hinblick auf das heutige Verständnis von Selbstoptimierung bedeutet dies die beste Version seiner Selbst zu sein und damit einhergehend eine stetige Verbesserung und Weiterentwicklung von persönlichem Können und Eigenschaften. Dabei kann sich Selbstoptimierung auf alle Lebensbereiche erstrecken. 

Erstmal nicht so schlimm

Das ist grundsätzlich nichts Schlechtes und auch ein ganz natürliches Motiv. Selbstoptimierung zeigt zunächst einmal, dass wir uns selbst wichtig sind. Wir spüren uns bewusst, setzen uns Ziele und möchten unser Leben aktiv gestalten. Und sind wir mal ehrlich: wer möchte nicht sportlicher, belesener, entspannter, etc. sein? Schon von Geburt an müssen wir täglich dazulernen. Das Wachsenwollen liegt in unserer Natur und es ist ein menschliches Bestreben sich selbst und seine Lebenssituation zu verbessern. 

Aber: wenn die Selbstoptimierung zum Selbstoptimierungswahn wird

Im Duden wird die Optimierung der eigenen Person zusätzlich in Verbindung zur Gesellschaft gesetzt und wie folgt definiert: 

“jemandes [übermäßige] freiwillige Anpassung an äußere Zwänge, gesellschaftliche Erwartungen oder Ideale u. Ä.” 

Und genau an dieser Stelle ließe sich auch mit Kritik ansetzen. In unserer globalisierten und vernetzten Welt werden wir nicht nur mit den eigenen Ansprüchen konfrontiert, sondern auch mit denen anderer. Das ständige Vergleichen mit den Persönlichkeiten und Leben anderer Menschen führt auf Dauer zu eigener Unzufriedenheit und dem Zwang, sich, das persönliche Schaffen und den Alltag zu optimieren. Aus einem aus dem Inneren wachsender Wunsch nach Verbesserung wird ein durch äußeren Druck entstehender Selbstoptimierungswahn. Unsere Wahrnehmung verschwimmt durch das ständige Streben nach Verbesserung. Wir verlieren aus den Augen, was wir längst erreicht haben oder worin wir bereits gut sind und wollen lediglich mehr und mehr. In einer Zeit von Social Media verlieren wir uns immer tiefer in diesem Strudel. Bilder von sportlichen Körpern, tollen Urlauben. All das begegnet uns online tagtäglich, allerdings zücken wir das Smartphone meist nicht während wir selbst in einer aufregenden Bucht sind, sondern an der Supermarktkasse oder auf dem Sofa. In Situationen also, in denen wir uns und unseren Alltag als vergleichsweise drister empfinden als die vergleichsweise schillernde Welt der sozialen Medien. Das hat oft nichts mehr mit einem digitalen Vernetzen zu tun, sondern kann schnell toxisch werden. Unternehmen nutzen dies aus. Unser Drang nach Selbstoptimierung scheint ein gutes Geschäftsmodell zu sein. Solange wir nach fremden Idealen streben, sind wir bereit dafür zu konsumieren. Diat-Shakes, Smartwatches, Haarverlängerungen,... Mit denen am Markt angebotenen Produkten können wir uns in jedem Lebensbereich bis zur Unendlichkeit optimieren. Unsere technischen Geräte erinnern uns zusätzlich daran, am nächsten Tag doch bitte mehr Schritte zu machen, mehr Zeit für das Projekt auf der Arbeit zu investieren, früher schlafen zu gehen und so weiter. 

 

Selbstoptimierung im Job

Effizienz ist in unserer modernen (Arbeits-)welt ein wichtiger Faktor und gleichzeitig auch ein Schwerpunkt unserer Selbstoptimierung. So oft möchten wir unseren Tag produktiver gestalten, Aufgaben schneller erledigen und so weiter. Dabei werden wir immer ungeduldiger bei hohen Erwartungen an uns selbst. Vorhaben müssen im besten Fall direkt in die Tat umgesetzt werden. Grundsätzlich ist Passivität in unserer Leistungsgesellschaft ein Unding. Nur wer wirklich hustlet scheint etwas zu leisten. Stress wird mit Aktionismus gleichgesetzt und das setzt unter Druck. Immer mehr in immer kürzerer Zeit. Zeitdruck, Leistungsdruck bei stetigem Vergleichen mit der Konkurrenz setzt insbesondere jüngeren Menschen zu. Sie müssen wichtige Entscheidungen für ihr künftiges Leben treffen, den Traumjob finden, der Chefetage gefallen, etc. Insbesondere die große Auswahlmöglichkeit an beruflichen Optionen kann Auszubildenden und Studierenden zusetzen. Wie soll man da die für sich beste Option auswählen? Gleichzeitig macht uns der Selbstoptimierungswahn vor, dass alle alles schaffen können. Demnach gibt es keinen Grund nicht unbedingt das Maximum aus sich und seinem Leben herauszuholen. Doch dieser Druck führt letztendlich tatsächlich zum kompletten Gegenteil. Statt mehr zu leisten und effizienter zu arbeiten, besser zu entscheiden, etc. blockieren wir vielmehr. Stehen wir unter zu hohem Stress und Druck streikt irgendwann unsere Psyche und/oder unser Körper. Das gesamte Handeln wird ineffektiver. 

Auch die Führungsetage sollte auf das Stresslevel ihrer Belegschaft achten. Effizientes Arbeiten in allen Ehren, aber wenn Chef und Chefin zu einem weiteren Faktor für Druck werden, bringt dies niemandem etwas. Weiterbildungen sind wichtig und richtig und dennoch muss das Limit einzelner Personen erkannt werden. Das Potenzial der Mitarbeiter:innen sollte in Fortbildungen und auch im Arbeitsalltag ausgeschöpft, aber nicht überreizt werden. 

Probleme mit der Selbstoptimierung

Hört es jemals auf?

Wenn wir Gewicht X haben, wenn wir die Position Y erreichen,...dann sind wir glücklich. Aber sind wir das? Es geht nämlich immer weiter. Wir könnten noch sportlicher, noch erfolgreicher, noch reicher sein. Indem wir uns mit anderen vergleichen verschwimmt unser eigener Referenzrahmen. 

Selbstoptimierung regt unseren Konsum an 

Tracking-Geräte, Ratgeberliteratur, Sportkleidung, egal welchen Bereich Ihres Lebens Sie optimieren möchten, die richtigen Produkte stehen Ihnen dafür garantiert zur Verfügung. Statt durch uns selbst zu einer Veränderung zu gelangen, konsumieren wir.
 

Sobald die Selbstoptimierung zum Zwang wird, sollte die Notbremse gezogen werden. 

 

Wir müssen nicht “perfekt” sein.

Etwas, dass wir uns alle immer mal wieder bewusst machen sollten, ist, dass es auch in Ordnung ist, nicht immer produktiv und beschäftigt zu sein. Das gilt für den Beruf und die Freizeit. Genauso ist es okay und auch absolut erstrebenswert einfach mal zufrieden mit sich zu sein. Das “Mit sich im Reinen sein” steht übrigens nicht in Kontrast zu einem gesunden Streben nach mehr. 

Druck raus nehmen

Wir können nicht von heute auf morgen unser komplettes Leben umgestalten. Möchten Sie etwas ändern? Dann konzentrieren Sie sich lieber zunächst auf ein bis zwei Themen und gehen Sie für die weiteren Bereiche in Schritt-für-Schritt-Schritten vor.

 

Die persönliche Weiterentwicklung, egal ob im Hinblick auf Körper oder Geist, ist im Grunde nichts Negatives. Doch bei all der Selbstoptimierung in unserem Leben sollten wir einmal innehalten und uns fragen, worum es dabei nun geht. Warum möchten Sie sich in dem jeweiligen Bereich verbessern? Sind Sie in Ihrem Tun selbstbestimmt und möchten wirklich etwas verändern oder tun Sie es nur, weil Sie glauben es zu müssen? In sich hineinhören, um zu schauen, was wirklich glücklich macht (auch in beruflicher Hinischt) ist enorm wichtig und sollte niemals außer Acht gelassen werden. 

 

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