Forschung

Neues Gutachten zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Arbeitswelt

Das Centre for Planetary Health Policy und die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit erstellten das Gutachten "Klimawandel und Gesundheit – Auswirkungen auf die Arbeitswelt".

Worum geht es?

Dass der Klimawandel auch unsere Arbeitswelt in den kommenden Jahren beeinflussen und verändern wird, ist keine Frage. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gab vor diesem Hintergrund ein Gutachten in Auftrag, welches die mögliche Ausgestaltung dieser veränderten Rahmenbedingungen einschätzen soll. Das Gutachten "Klimawandel und Gesundheit – Auswirkungen auf die Arbeitswelt" des Centre for Planetary Health Policy (CPHP) und der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) wurde nun am 08. August 2023 veröffentlicht. In dem Gutachten werden die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit in der Arbeitswelt beschrieben sowie Herausforderungen im Kontext für eine gesundheitsfördernde und zugleich klimafreundliche Arbeitswelt erläutert. Im Folgenden fassen wir Ihnen die Aspekte des Gutachtens zusammen. 

Was sind die derzeitigen Risiken?

Bereits jetzt können wir Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Gesundheit und auch die Sicherheit am Arbeitsplatz feststellen. Insbesondere Belastungen durch Hitze nahmen in den letzten Jahren zu und stellen in Europa heute die größte Gesundheitsgefahr dar. 

Bei unzureichenden Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen kann laut des Gutachtens langfristig sogar ein Zusammensturz des Sozialstaats drohen. Es gilt demnach unbedingt politische, soziale und ökonomische Prozesse sowie Strukturen auf nationaler und internationaler Ebene so auszurichten, dass das Wohlergehen unseres Planeten als auch das der derzeitigen und künftigen Generationen sichergestellt wird. Um Arbeitnehmenden sichere und gesunde Arbeitsbedingungen bieten zu können, ist auf lange Sicht ein stabiles Ökosystem die Grundlage. Neben gesundheitlichen Folgen nehmen die Auswirkungen des Klimawandels zudem Einfluss auf Wertschöpfungsketten und können somit auch ökonomische Verluste zur Folge haben.  

Was sind die zentralen Herausforderungen für die Arbeitswelt?

Im Hinblick auf die Gesundheit kann der Klimawandel sowohl direkte als auch indirekte Effekte haben. Direkte entstehen durch unmittelbare Gefährdung von Leib und Leben, etwa durch Extermwetterereignisse, welche aufgrund des Klimawandels zunehmen. Indirekte formen sich dagegen durch gesellschaftliche, ökologische oder ökonomische Veränderungen. Wir stellen Ihnen die im Rahmen des Gutachtens zentralen Herausforderungen für die Gesundheit der Belegschaft vor. 

Hitze

Für Europa stellt Hitze das größte durch den Klimawandel bedingte Risiko dar. Aufgrund fehlender Anpassung ist Deutschland im Vergleich zu südeuropäischen Ländern besonders gefährdet. Insbesondere die Jahre 2022 bis 2026 werden mit sehr großer Wahrscheinlichkeit als die heißesten seit Beginn der Wetteraufzeichnung gelten. Können wir jetzt schon Hitzebelastungen verzeichnen, so werden diese in Zukunft noch intensiver, länger und wirken sich zunehmend auf psychische und physische Gesundheit aus. Konzentrationsstörungen und Ermüdung bis hin zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen sind die Folge. Insbesondenere Personen im Schichtdienst sowie solche, die Arbeiten im Freien ausführen, erfahren durch Hitze zusätzliche körperliche Belastung. Aber auch indirekt kann die Hitze zu Risiken am Arbeitsplatz führen, etwa durch vermehrte Arbeitsunfälle aufgrund geringerer Konzentrationsfähigkeit. Das Gesundheits- und Sozialsystem wird im Umkehrschluss durch länger anhaltende Hitzeperioden zusätzlich belastet. Eine sinkende Produktivität der Arbeitnehmenden während Hitzeperioden kann weiterhin zu ökonomischen Einschränkungen für Unternehmen führen. 

Extremwetterereignisse

Infolge der Klimaerwärmung ist künftig vermehrt mit Wasserknappheit zu rechnen. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf Lieferketten, sondern auch auf die Sicherheit am Arbeitsplatz. Steigende Brandgefahr oder nicht ausreichend zur Verfügung stehendes Kühlwasser für Produktionsprozesse sind nur zwei mögliche Beispiele für die Folgen. Weiterhin geht mit dem Klimawandel eine Zunahme an extremen Wetterereignissen wie etwa Starkregen oder Stürmen einher. Diese steigern die Gefahr für Ausfälle der kritischen Infrastruktur wie Energie- und Wasserversorgung, Transport, Gesundheitswesen und Informationstechnik, was enorme wirtschaftliche aber auch gesundheitliche Folgen haben kann. Auch die Wahrscheinlichkeit für Unfälle und Verletzungen auf dem Arbeitsweg steigt durch zunehmende Extremwetterereignisse.

Krankheiten und Allergien

Mit veränderten klimatischen Gegebenheiten ändert sich auch die Verbreitung übertragbarer Krankheiten, die durch Zecken oder Stechmücken verursacht werden. Neue Arten werden in unseren Breitengraden heimisch und gefährden vor allem Personen, welche in Land- und Forstwirtschaftlichen Bereichen und allgemein im Freien arbeiten. 

Durch die milderen Winter und die wärmeren Sommer blühen Allergien verursachende Pflanzen mitunter länger und produzieren mehr Pollen, was Allergien verstärken kann. Aufgrund der klimatischen Veränderungen verbreiten sich zudem auch hier neue Arten, welche ganz neue Allergenquellen hervorrufen können. 

Psyche 

Der Klimawandel kann auch für die psychische Gesundheit eine Belastung sein. Die Thematik an sich kann bereits als Stressor und Faktor im Hinblick psysischer Probleme dienen, doch insbesondere auch die mit dem Klimawandel einhergehenden Veränderungen im beruflichen wie auch privaten Bereich können als Auslöser gelten. Umstrukturierungen am Arbeitsplatz, vielleicht damit einhergehende Umzüge, Ängste und Perspektivlosigkeit können als Belastungsfaktoren für die menschliche Psyche dienen. 

Soziale Benachteiligung

Neben den genannten gesundheitlichen Problemen geht der Klimawandel auch mit einem Risiko für soziale Benachteiligung einher. So verstärken die Folgen des Klimawandels laut Gutachten die soziale Ungleichheit zusätzlich. Personen in prekären Arbeitsverhältnissen seien besonders betroffen.

Welche Branchen sind besonders betroffen?

Grundsätzlich gilt: der Klimawandel trifft alle Sektoren. Je nach Region, Jahreszeit und Anpassungsfähigkeit sowie Branche wird er sich allerdings unterschiedlich stark auswirken.

Durch die Veränderung der natürlichen Ökosysteme sind Branchen, die von natürlichen Ressourcen abhängig sind wie Fischerei, Land- und Forstwirtschaft besonders stark betroffen. Aber auch andere Branchen sind ökonomisch von einem intakten Ökosystem abhängig. Hierzu zählen unter anderem das Baugewerbe, der Verkehrssektor oder die Tourismusbranche. Öffentliche Dienste, das Gesundheitswesen sowie die Rettungsversorgung sind im Hinblick auf die Folgen des Klimawandels besonders gefordert. Beschäftigte im Gesundheitssystem sind einerseits selbst gesundheitlich zunehmend gefährdet, vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der im Kontext des Klimawandels steigenden Zahl an Patient:innen insbesondere aber auch beruflich gefordert. So steht die Versorgungssicherheit vor einer größeren Herausforderung. 

Branchen deren Arbeitsstätten im Freien liegen, sind durch die steigenden Durchschnittstemperaturen und weitere Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen. Aber auch in Büros und innenliegenden Arbeitsbereichen, insbesondere solchen, die nicht ausreichend isoliert sind, können im Sommer Temperaturen oberhalb der zulässigen Grenzwerte entstehen und gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Ein gesundes Raumklima und die intelligente Gestaltung von Arbeitswelten ist hier unerlässlich. Gerne beraten unsere Expert:innen Sie zu diesem Thema. 

Enstehen neue Arbeitsplätze durch den Klimawandel?

In der Vergangenheit lässt sich bereits eine Zunahme der Beschäftigung in unweltschutzorientierten Dienstleistungen und in den Bereichen erneuerbare Energien sowie energetische Gebäudesanierung verzeichnen. Wird neben Unternehmen auch auf Bund- und Länderebene in den Umweltschutz investiert, entsteht eine Vielzahl neuer Arbeitsplätze, insbesondere im Hinblick auf Abfallbeseitigung, Gewässerschutz, Lärmbekämpfung und Luftreinhaltung sowie Recycling. Aufgrund eines steigenden Bedarfs an Veränderungsmaßnahmen kann auch im Baugewerbe ein höherer Bedarf nach neuen Arbeitskräften entstehen. 

Klimaschutz in Unternehmen

Viele Unternehmen haben im Hinblick auf den Klimawandel bereits Veränderungen eingeläutet. Corporate Social Responsibility (CSR) hat mittlerweile in vielen Unternehmen einen erhöhten Stellenwert. Auch die Erwartungen von Stakeholdern gehen immer mehr in Richtung Nachhaltigkeit, was einen weiteren Anreiz für Unternehmen bedeutet. 

Arbeitsschutz 

Das Arbeitsschutzgesetz sagt: Arbeitgeber:innen sind dazu verpflichtet, die erforderlichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes unter Berücksichtigung der Umstände zu treffen, die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit beeinflussen. Sie haben die Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und erforderlichenfalls sich ändernden Gegebenheiten anzupassen. Dabei haben sie eine Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten anzustreben (vgl. §3 (1) ArbSchG). Durch mit dem Klimawandel einhergehende Veränderungen am Arbeitsplatz, im Arbeitsablauf oder neu entstehende Jobs, müssen klimawandelassoziierte Aspekte in derzeit geltenden Regelungen, Handlungsempfehlungen und Vorschriften ergänzt werden. Informationen etwa zum Aktionsplan für den Hitzeschutz gibt es unter anderem hier

Betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention

Die betriebliche Gesundheitsförderung ist neben dem Arbeitsschutz ein weiteres zentrales Element zur Förderung der Gesundheit am Arbeitsplatz. Grundsätzlich erläutert das Gutachten, dass für einen effektiven Klimaschutz seitens Unternehmen die Treibhausgasemissionen gesenkt werden und flächendeckend eine Umstellung auf erneuerbare Energien vollzogen werden muss. Dies stellt gleichzeitig einen effizienten Hebel für die Gesundheitsförderung der Mitarbeitenden da. Weiterhin wird eine pflanzenbasierte, regionale Ernährung in Kantinen vorgeschlagen sowie durch das arbeitgebende Unternehmen geförderte alternative Mobilitätskonzepte. Wie das E-Bike-Leasing, ein Zuschuss zum Ticket für öffentliche Verkehrsmittel oder die Bereitstellung von Car-Sharing-Angeboten. 

Unternehmen können die allgemeine Sensibilität ihrer Mitarbeitenden im Hinblick auf Klimawandel und Klimaschutz und damit einhergehende Gesundheitsrisiken sowie Sicherheitsmaßnahmen mittels Schulungen oder Workshops erhöhen.

Kommunikation über Klimawandel

Das Gutachten legt dar, dass die Handlungsbereitschaft im Hinblick auf Klimaschutz und Klimanpassung innerhalb der Bevölkerung höher ist als von der Politik angenommen. Das vorhandene Potenzial sollten Unternehmen mittels einer gelungenen Klima-Kommunikation nutzen. Bereits bestehende Kommunikationskanäle im Unternehmen können hier bestens genutzt werden, um die Belegschaft über die Zusammenhänge von Gesundheit und Klimawandel sowie weiteren Auswirkungen auf die Arbeitswelt zu informieren. Gemeinsam lässt sich in diesem Rahmen auch über mögliche Maßnahmen sprechen. Wichtig ist es, nicht nur über die negativen Folgen des Klimawandels aufzuklären und so möglicherweise Ohnmachtsgefühle auszulösen, sondern die Mitarbeitenden auch dahingehend zu ermutigen, welche positiven Auswirkungen mit Klimaschutzmaßnahmen einhergehen können. Vorbilder und Praxisbeispiele sind in diesem Kontext ebenfalls hilfreich.

Konkrete Handlung gefragt

Die Autor:innen des Gutachtens appellieren, den Fokus nicht auf die Generierung neuen medizinischen Wissens im Hinblick auf die Auswirkungen des Klimawandels zu legen, sondern die bereits vorhandenen Forschungserkenntnisse zu nutzen und sie zügig in konkrete Handlungsansätze zu übersetzen. 

BOS und Klima

Wir bei BOS sind uns dem Einfluss von Unternehmen und Industrie auf den Klimawandel bewusst und versuchen tagtäglich dazu zu lernen und an uns zu arbeiten. Mit der Generierung unseres eigenen Stroms mittels unserer Solaranlage am Wiehler Standort, der Umstellung unserer Fahrzeugflotte des Vertriebs auf elektrisch angetriebene PKWs sowie dem Bezug von Ökostrom und einer sorgfältigen Mülltrennung gehen wir Schritt für Schritt in eine richtige Richtung. 

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